Streubomben und Lebensmittelpakete

Wenn etwas die Fragwürdigkeit der bisherigen Kriegführung des Pentagon verdeutlicht, dann die Rundfunkbotschaft, die seit Anfang November an die leidgeprüften Menschen am Hindukusch gerichtet wird: Vorsicht vor gelben Blindgängern. Mit Bomben wollte man die Taliban schwächen, mit Lebensmittelpaketen den »einfachen« Afghanen signalisieren, dass nicht sie Ziel dieses Krieges gegen den Terrorismus sind.

Doch nun werden selbst die abgeworfenen Lebensmittel-Päckchen zur Gefahr:
Seit Anfang November warnen die USA die Bevölkerung Afghanistans über Rundfunk vor einer Verwechslung von Streubomben mit den ebenfalls von US-Flugzeugen abgeworfenen Lebensmittelpaketen. 

Unter Umständen kommen die Streubomben am Boden nicht zur Explosion und stellen so eine Gefahr für Menschen auf der Suche nach den in gelbem Plastik verpackten Nahrungsrationen dar. Diese lassen sich von weitem schlecht von den in gelben Gehäusen steckenden Bomben unterscheiden. Mit einer Nachricht an die "noble Afghan people" macht ein US-Propagandasender darauf aufmerksam, dass die Essenspakete rechteckig sind, im Gegensatz zur zylindrischen Form der Bombe.

Zudem erklärte das Pentagon Anfang November, die Farbe der Nahrungspakete ändern zu wollen. "Ich denke, sie werden blau werden", erklärte Luftwaffengeneral Richard Myers. "Das wird aber einige Zeit dauern."

Zahlreiche Hilfsorganisationen und Intellektuelle kritisieren schon seit Wochen die Kriegsführung. Amnesty International etwa sieht mit dem Einsatz von US-Streubomben in Afghanistan das Verbot “wahlloser Bombardements” gebrochen. Damit verstoßen die Amerikaner gegen die UNO-Konvention von 1986 zur Ächtung inhumaner Kampfmittel im Krieg. Nach Auffassung des Schriftstellers Walter Jens sei - so dies eine “verbrecherische Aktion”, denn die Streubomben träfen eindeutig zuerst die Zivilbevölkerung.Die Vereinten Nationen hatten berichtet, Tausende von Afghanen könnten wegen nicht explodierter Streubomben ihre Häuser nicht verlassen. 

Minen-Initiativen kritisieren scharf den Einsatz von Anti-Personen- und Anti-Fahrzeugminen, die zum Beispiel in der Tausend-Kilo-Clusterbombe CBU-89-Gator stecken. Sie alle sind eine große Bedrohung für die Zivilbevölkerung, vor allem Kinder, wie die Zahl der sprunghaft angestiegenen Unfälle demonstriert. Und wie die Erfahrungen aus zwei Jahrzehnten Krieg in Afghanistan zeigen, werden sie auch noch in vielen Jahren töten.

Hubertus Zdebel 
(BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN, KV Warendorf)

GRÜNE FRIEDENSZEITUNG